Meike Kröncke /Rolf F. Nohr / Barbara Lauterbach (Hg.) (2005): Polaroid als Geste. Über die Gebrauchsweisen einer fotografischen Praxis.
Ostfildern: Hatje Cantz, ISBN 3-7757-1619-X
Unter dem Titel ›Polaroid als Geste‹ vereinen vereinen sich in der vorliegenden Publikation ein interdisziplinäres Symposium, organisiert an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, und eine Ausstellungsreihe zum Thema Polaroid am Museum für Photographie in Braunschweig. Die hier versammelten Texte und künstlerischen Positionen stehen für die aktuellen Wahrnehmungen des Sofortbildes und seine Bedeutung in der zeitgenössischen Fotografie. Darüber hinaus stellen sie jedoch einen Versuch dar, diesen Diskurs neu zu bestimmen.
Der gemeinsame Titel von Buch, Ausstellung und Symposium – ›Polaroid als Geste: über die Gebrauchsweisen einer fotografischen Praxis‹ – steht dabei programmatisch für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Sofortbildes im populären und im künstlerischen Kontext. Weiterdenken lässt sich diese Verwendung des ›instantanen Bildes‹ in die Zukunft – die Digitalisierung der Fotografie und ihre rasante Verbreitung konkurriert jedoch kaum wirklich mit der Ästhetik des Polaroids. Die Geste ist beim Fotografieren mit Polaroid in einem doppelten Sinne zu verstehen: zum einen als individuelle Aneignung durch den Benutzer oder die Benutzerin und zum anderen als ein Verfahren der Bildtechnologie selbst, als ›innere Logik‹ des Bildes. Die vorliegende Publikation geht dem Phänomen der Bildherstellung nach und zeigt, inwieweit sich das Selbstverständnis in der künstlerischen Praxis verändert hat und wo – im Gegensatz zum populären Gebrauch – Verfremdung, Dokumentation und Inszenierung bewusst kalkuliert sind.
Ganz im Sinne eines Experiments wird mit dem Buch ›Polaroid als Geste‹ versucht, die Ausführungen des im März 2004 abgehaltenen Symposiums neben die künstlerischen Positionen zeitgenössischer Polaroidarbeiten zu stellen. Ausdrücklich nicht aufeinander bezogen ergibt sich aus der Parallelsetzung der künstlerischen und theoretischen Positionen eine produktive Assoziationskette um instantane Bilder, ›Gesten‹ und Gebrauchsweisen des Fotografischen.
Aus dem Inhalt:
Meike Kröncke und Rolf F. Nohr: Polaroids und die Ungewissheit des Augenblicks
Jan Verwoert: Kommt sofort ! Über die Faszination der Sofortbildfotografi e als gemeinschafts-bildende Lust am Bezeugen des allmählichen Erscheinens des Bildes auf dem Papier und die Erleichterung des sozialen Lebens durch dessen sofortige Bestätigung im Bild.
Maren Polte: Taschenspielertricks – Skizzen eines fl üchtigen Fotoautomaten Die BfA in einer Polaroid-Reportage Stephan Erfurts. Die Institution
Daniel Gethmann: Das Prinzip Polaroid
Winfried Pauleit: Im Medium Polaroid: Christopher Nolans Film Memento als Fragment eines post-kinematografischen Möglichkeitsraums
Jan Wenzel: From the garbage into the booth – oder: Sofortbilder eines umgestülpten Alltags
Ruth Horak: Extreme des Sofortbildes in der Kunst. Die Ursprünge der Fotografie
Miriam Jung: Polaroid als Performance
Barbara Lauterbach: Polaroid als Geste – das instantane Bild in der Gegenwartskunst
künstlerische Positionen von: Anna und Bernhard Blume \ Inge Dick \ Herbert Döring-Spengler \ Daniel und Geo Fuchs \ Isabel Heimerdinger \ Jürgen Kuschnik \ Thomas Leuner \ Manfred Paul \ Joachim Richau \ Dieter Roth \ Stefanie Schneider \ Maria Sewcz \ Hans von Trotha \ Saskia Wendland \ Jan Wenzel \ Erwin Wurm \ Robert Zahornicky